Wir sind nicht im „AD“. Das N in ND steht für die Erneuerung der Christen und damit der Gesellschaft in Deutschland. In den ND-Rats-Beschlüssen heißt es daher: „Im ND gibt es eine lange Tradition, Neues auszuprobieren und Reformen vorzubereiten, sich für eine ‚Inkulturation des Christentums ins Hier und Heute‘ einzusetzen.“
Zu dieser „langen Tradition“ gehört zum Beispiel, dass die Muttersprache im Gottesdienst verwendet wird. Der ND entwickelte und praktizierte das schon in den 1930er Jahren, obwohl es kirchenrechtlich verboten war.
Es geht uns um eine „Neue Lebensgestaltung in Christus“ mit Gottes unermesslicher anregender Liebe zu allen Menschen im Mittelpunkt.
Wir wollen eine strukturelle Erneuerung der Kirche
Unsere Kirche hat ihre Strukturen seit 2000 Jahren mehrfach verändert, regelmäßig mit etwa 100 Jahren Verspätung gegenüber den weltlichen Veränderungen (Prof. Dr. Albert Keller SJ). Nun sind auch in den allermeisten Regionen die monarchistischen Systeme der Einzelherrschaft 100 Jahre vorbei. Der Übergang zu demokratische Strukturen mit Gewaltenteilung, Gleichberechtigung und einer Geschlechtergerechtigkeit ist also fällig.
Die schrecklichen Vorfälle des sexuellen Missbrauchs wurden in den vordemokratischen Strukturen möglich; sie müssen beseitigt werden. Dabei können Synoden wie die 1971 bis 1975 in Würzburg, bei der Laien und Kleriker gleichberechtigt diskutieren und abstimmen ein geeigneter Weg sein, wenn deren Beschlüsse dann auch umgesetzt werden.
Wir wollen eine innere Erneuerung der Kirche
Dass die gesamte Menschheit aus Kindern und Kindeskindern die ersten Menschen Adam und Eva abstammt, war bis 1950 verbindliche Lehre der katholischen Kirche. Aber schon der Katechismus von 1992 hatte das gestrichen, es wurde stillschweigend vergessen; geblieben ist aber eine überholte Sexualmoral der Kirche.
Sehr lange lehnte die katholische Kirche die Idee universaler Menschenrechte ab. 2011 holte sie Papst Benedikt XVI. als „unveräußerlich“ da in „Rechtsentfaltung aus dem christliche Mittelalter“ entstanden, heim.
Was in der Vergangenheit möglich war, ist auch heute möglich, zum Beispiel bei einem erneuerten Gottesbild und einem historisch-kritischen Umgang mit der Bibel.
Die Erneuerung ist nicht Selbstzweck
Über die richtige Erneuerung muss geredet und gestritten werden. Beim Reden darf es aber nicht bleiben. Wir wollen, dass endlich auch etwas getan wird. Erneuerungen können schon im Bistum und im ND als Pastoralgemeinde umgesetzt werden.
Und auch beim Streit darf es nicht bleiben, denn der Geist Gottes verbindet das Unterschiedliche. „Die Kirche ist wie ein Fluss. Wichtig ist nicht, ob du hier oder da stehst, Hauptsache Du bist drin!“ so Papst Franziskus Pfingsten 2021.
Werner Honal
ND-Arbeitskreis Erneuerung der Kirche
Stellungnahmen Frühjahrsrat 2021: ND unterstützt kirchlichen Reformprozess