Zeitzeugeninnen und Zeitzeugen gesucht – Uni Paderborn recherchiert zum Missbrauch im Erzbistum

Der Inhalt dieses Beitrages entspricht der persönlichen Meinung des Autors.

Gern geben wir dazu einen Aufruf weiter. Von Joe Menze.

Spätestens nach dem aktuellen Westpfahl Spilker Wastl-Gutachten aus München wissen wir, dass Zeitzeugengespräche zur Aufarbeitung und Erhellung der Taten sexuellen und spirituellen Missbrauchs äußerst wichtig sind. Die Perspektive der Betroffenen spiegelt sich sträflich selten in der Aktenlage. Systematisch versuchten sich die verantwortlichen Kirchenleitungen lieber die Täter und Institution zu schützen. Das In erschreckender Deutlichkeit haben alle Analysen und Gutachten dies herausgearbeitet.

Für das Erzbistum Paderborn ist die staatliche Universität Paderborn mit einer unabhängigen Studie zum „Sexueller Missbrauch von Minderjährigen durch Kleriker und Ordenspriester im Dienst des Erzbistums Paderborn“ beauftragt, Der Zeitraum umfasst die Zeit der Erzbischöfe Lorenz Jaeger und Johannes-Joachim Degenhardt. Beide Kardinäle sind auch im ND Mitglieder gewesen.

Der Aufruf im Wortlaut:

Historische Studie der Universität Paderborn: Sexueller Missbrauch von Minderjährigen durch Kleriker und Ordenspriester im Dienst des Erzbistums Paderborn – Zeitzeuginnen und Zeitzeugen gesucht

„Das Thema sexueller Missbrauch hat im inner- und außerkirchlichen Raum heftige Debatten ausgelöst. Wesentliche Fragen sind aber weiterhin offen. Vor diesem Hintergrund hat das Erzbistum Paderborn die Universität Paderborn mit einer historischen Studie beauftragt. Prof. Dr. Nicole Priesching und Dr. des. Christine Hartig suchen daher Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die als Minderjährige sexuelle Gewalt von Klerikern erlebten oder von sexuellen Übergriffen Kenntnis hatten.

Zentrales Anliegen der Studie ist es, die Machtbeziehungen und Strukturen herauszuarbeiten, die sexuellen Missbrauch förderten und Aufklärung verhinderten.
In schriftlichen Quellen spielt die Perspektive der Betroffenen eine untergeordnete Rolle. Es existiert nur geringes Wissen darüber, wie die Kirchenleitung und die Gemeinden auf Vorwürfe zu einzelnen Priestern reagierten, wo betroffene Kinder und Jugendliche Hilfe fanden und wo ihnen Unterstützung versagt wurde. Auch über viele Beschuldigte, über ihr Vorgehen und über die kirchliche Umgangsweise mit ihnen geben schriftliche Quellen oft nur wenig Auskunft.

Zur Beantwortung dieser Fragen ist nicht allein die Kenntnis von besonders schweren Taten wichtig. Vielmehr tragen die Erinnerungen jeder und jedes Einzelnen an sexuelle Gewalt durch Kleriker dazu bei, ein genaues Bild von den Taten und ihren Hintergründen zu zeichnen. Auch Betroffene, die selbst kein Interview geben möchten, können dem Projekt persönliche Dokumente zur Verfügung stellen, die im Zusammenhang mit sexueller Gewalt durch Kleriker entstanden.

Dem Persönlichkeitsschutz der Betroffenen kommt höchste Priorität zu. Die Mitarbeitenden am Forschungsprojekt sind zur Verschwiegenheit verpflichtet. Auskünfte und Interviews werden vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergeleitet. Alle Informationen werden anonymisiert. Die Projektbeteiligten arbeiten unabhängig vom Erzbistum. Ergebnisse werden der Öffentlichkeit nach Ende der Studie in Buchform vorgestellt.

Betroffene erreichen Dr. des. Christine Hartig von Montag bis Mittwoch telefonisch unter 05251-60-4432 oder per Mail an christine.hartig(at)uni-paderborn(dot)de. Auch der postalische Weg ist möglich: Christine Hartig, Universität Paderborn, Institut für Kirchen- und Religionsgeschichte, Warburger Str. 100 in 33098 Paderborn.“

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