kommt kurz mit auf 1.630 Meter Höhe über Normal Null auf den Schönblickweg nach Südtirol. Stellt Euch die atemberaubende Bergkulisse der Dolomiten und des Latemars vor. Und mitten drin: Der Pitschöler Hof, bevölkert mit vierzig KSJ’ler*innen. Einfach Leben! Es gab nur ein Klo und eine Raucherbank – beide mit Bergblick. Ein schwarzer Schlauch in der Sonne erhitzte für die Schnellsten von der Bergwanderung das Duschwasser, aber nur für die ersten sechs Leute. Gespült wurde kollektiv in Spülwannen. Dafür gab es heißes Wasser frisch vom Herd.
Bis tief in die Nacht tagte die Leiter*innen-Runde rund um den Küchentisch. Da ging es an das Eingemachte des Zusammenlebens. Beispielsweise um die Frage: Müssten die Leiter*innen mitspülen? Stellt Euch die Spülwasserbrühe nach 40 Spagetti-Tellern vor. „Schließlich müssen wir Leiter*innen Programm vorbereiten!“ argumentierten die einen. Die Gegenseite: „Aber wir Leiter*innen haben Vorbildfunktion!“ Es wurde emotional, lautstark. Am Ende, tief in der Nacht, stand die glasklare Erkenntnis: „Wer Teller dreckig macht, muss sie auch sauber“.
Bestimmt könnt auch ihr unzählige ähnliche Geschichten erzählen. KSJ prägt die persönliche Haltung, prägt das weitere Leben. Wenn ich – etwas sentimental – einen Filmklassiker zitieren darf: „KSJ ist der Beginn von wunderbaren Freundschaften“.
Liebe Festversammlung, liebe Festgemeinde
Wir feiern fünfzig Jahre KSJ, die Gründung, und wir feiern zehn Jahre KSJ. Für mich fühlte sich das Dasein in der KSJ immer echt, lebendig und richtig gut an. Egal, ob auf dem Pitschöler, bei den Plattform-Debatten auf der Bundeskonferenz oder als Bundesleiter:
Drei Schlagworte zu Inspirationen & Dimensionen dahinter:
- Unsere Vorstellung vom Reich Gottes, anfanghaft schon da, aber noch nicht vollendet.
- Der aufgeklärte Blick auf lokale und globale Ungerechtigkeiten.
- Die Gruppendynamik zwischen Verantwortung und Veränderung, zwischen Grundwerten und Kompromisstalent.
Gestattet mit drei Sätze als Mitglied der ND-Bundesleitung. Im ND treffe ich bisweilen auf Leute, die aus dem Geist dieser Jugendbewegung schöpfen und leben. Ja, es könnten mehr sein. An dieser Stelle entschuldige ich mich für diejenigen im Männerring und in der KMF, die gerade in den Anfangsjahren der KSJ mit Unverständnis und Krawall entgegengetreten sind.
Liebe KSJ’lerInnen und KSJ’ler,
Ich will Euch nicht mit alten Geschichten langweilen. Jetzt lebt ihr KSJ. Ihr steht am Ruder und seid am Zug. Zwei Gedanken will ich euch mit auf den Weg geben. Angesichts des spirituellen und sexuellen Missbrauchs hat die Kirche ihre befreiende Botschaft verraten. Umso entscheidender ist es, dass ihr selbstbewusst, eigenverantwortlich als mündige Christ:innen die biblische Botschaft lebt. Sehr beeindruckt hat mich das Entstehen der neuen Plattform, speziell Gott*. Und es ist nötiger denn je, daran zu erinnern: Gott* in allen Dingen.
Ein Zweites zum Zusammenleben in unserer Gesellschaft.
Demokratie leben, heißt Demokratie lernen. Egal, ob wir auf die erhitzte Klimakrise blicken, auf das Artensterben oder auch auf irrläuferische Spaziergänger. Wir leben auf einen Planeten, den von Eurer Generation geliehen haben und wir sind – das sage ich selbstkritisch – gerade ziemlich ausbeuterisch unterwegs. Für umso wichtiger halte ich es, auf die Stimmen der Jugend zu hören. Welche Erwartungen habt Ihr an uns Ältere? Deshalb: Lasst von Euch hören!
Ja, es ist schwierig und echt mühselig, Mehrheiten für eine bessere Welt zu gewinnen. Aber entscheidend ist, das haben FridaysForFuture gezeigt und das zeigt ihr, der Zündfunke, das eigene Leben in die Hand zu nehmen, eine Ungeduld mit dem Zustand dieser Welt. Diesen Mut zur Veränderung, die Dinge ins Rollen zu bringen, das Vergnügen am Aufbruch: Das wünsche ich Euch allen und der KSJ in den nächsten fünfzig, sechzig Jahren.“
Das Foto vom Jubiläumsabend zeigt die Mainzer*innen, wie sie ihr KSJ-Lied zum Besten geben.