Fringsen 2017 – Aufbruch ins Ungewisse.

Der Inhalt dieses Beitrages entspricht der persönlichen Meinung des Autors.

Thomas Frings zu Gast bei der ND-Werkwoche in Stapelfeld

von Peter Barzel

Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. In seiner Silvesterpredigt gestand Josef Kardinal Frings im Nachkriegs-Köln 1946 den Verstoß gegen das achte Gebot „Du sollst nicht stehlen“ zu. Dieses Stehlen in der Not für das eigene physische Überleben ging als „fringsen“ in die Geschichte ein.

Siebzig Jahre später legt der Priester Thomas Frings, Großneffe des Kardinal Frings, im Winter 2016 sein Amt als Pfarrer an der Kreuzkirche in Münster nieder. Nicht wegen des Zölibats oder Verlust des Glaubens, sondern aus tiefer innerer Überzeugung, dass die bestehenden kirchlichen Strukturen die Weitergabe des Glaubens behindern statt fördern.

Thomas Frings ist mit Leib und Seele Christ, Katholik, Priester und Seelsorger. Er liebt diesen Beruf, in dem er die Menschen bei den wirklich wichtigen Dingen des Lebens begleiten darf. Aber er ist frustriert, dass er in jeder Gemeinde, in der er bisher tätig war, der letzte war, der „das Licht aus macht“. Es gab keine Nachfolger mehr. Er ist eher ein Konservativer, kein Revolutionär, einer, der sein Priestergelübde und den Gehorsam gegenüber dem Bischof ernst nimmt. Einer der Strukturen also notwendig sieht und das typisch Menschliche kennt. Aber auch einer, dem zuerst die Menschen wichtig sind, der ihnen zuhört und sich auf neue Wege einlässt, um mit den Menschen mitgehen zu können. Und einer, der einen klaren und ehrlichen Blick hat. Nicht nur die Bischöfe, auch die verbliebenen Gemeindemitglieder hängen an den alten Strukturen, sperren sich gegen Veränderungen und wagen nicht genug Neues.

Frings war dort, wo er gewirkt hat, sehr erfolgreich. Er hatte gute Beziehungen zu den Menschen in seinen Gemeinden, gerade auch im kirchenfernen Kreuzviertel in Münsters Innenstadt. Trotzdem hat er dort aufgehört, ist für eine Zeit ins Kloster gegangen und hat ein Buch über seinen Weg und seine Beweggründe geschrieben: Aus, Amen, Ende? – So kann ich nicht mehr Pfarrer sein.

Sein humorvoller und unterhaltsamer Vortrag auf der Werkwoche in Stapelfeld ließ nicht an der Ernsthaftigkeit seines Anliegens zweifeln. Frings ist weder Held noch Guru. Er analysiert, stellt Fragen, zieht Schlüsse und ist auf der Suche nach Antworten, nach einer zeitgemäßen Form der Pastoral, von Gemeinde.

Viele der ND’er in Stapelfeld wünschten sich ein fertiges Konzept, wie es weitergehen kann, wie auch viele Leser seines Buches. Aber das müssen wir Christen gemeinsam tun: Antworten suchen und finden.

Ein Fingerzeig von Thomas Frings: Wir dürfen nicht unsere uns vertraute Form mit all ihren tradierten Regeln zum Maßstab machen, nicht aus der Binnensicht die anderen zurück ins Boot holen wollen, sondern den Blick nach außen und von außen richten. Was suchen Menschen, was kann ihnen unser Glaube an Antworten bieten und wir können wir uns ihnen als Mitmenschen anbieten, das Leben mit ihnen zu teilen? Vor Ort in der Gemeinde, im ND und an noch neu zu findenden Orten. Aufbruch ins Ungewisse.

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