Buko-Update: Gestern und heute wurden mit Patrycja Reczek und Rebekka „Bekki“ Schuppert die geistliche und politische Bundesleitung auf der digitalen KSJ-Buko gewählt. Herzlichen Glückwunsch. Ein ausführlicher Wahlbericht folgt morgen.
Der gestrige Vormittag stand im Zeichen der Antragsdebatten. Anders als der Begriff „Antragscafé“ ein Kaffeekränzchen vermuten lassen können, ging es hoch konzentriert zur Sache. Das Antragscafé zwischen der ersten und zweiten Lesung öffnete zur intensiven Textarbeit in einem der fünf digitalen Räume: Maria Zanders, Romano Guardini, Sophie Scholl, Thomas Morus und Ursula von Köln.
Demokratie ist ein langsames Geschäft, aber aller Mühe wert, weil sich in Antragsdebatten die unterschiedlichen Ansichten auf der digitalen Buko zu Verbandsinitiativen verdichten und die KSJ-Positionen profilieren. Drei exemplarische Beispiele aus der Demokratie- & Verbandswerkstatt.
Kirchenpolitischer Ausschuss – Erste Lesung
Bei den noch offenen Anträgen werden zunächst Verständnisfragen geklärt, wobei der Grad zur Generaldebatte durchaus gern touchiert wird. Die Diözesen Augsburg, Fulda fordern zusammen mit der Bundesleitung einen kirchenpolitischen Ausschuss einzurichten, denn „in der katholischen Kirche in Deutschland sei ganz schön was los.“
Die Gott*-Kampagne der KSJ hat in den Medien gezündet. Streng genommen wurde sie von einer losen Gruppe KSJ’ler*innen vorbereitet und in den Bereich der Jugendpastoral, wie altklug der BDKJ-Bundesvorsitzende später anmerken wird. Jetzt brauche es ein legitimiertes Gremium um die starken KSJ-Positionen nach außen zu tragen.
„Das sehe ich kritisch“, erklärt ein Berliner, so ein Ausschuss habe doch „wahnsinnig viel Macht“ und es würden kirchenpolitische Themen in KSJ auch kontrovers diskutiert. Dem Ausschuss wollen die Trierer*innen auch keine Vollmacht ausstellen und geben ihm zwei Fragen auf den Weg: Wie die kirchlichen Strukturen demokratischer gestaltet werden können und wie kann die Stimme der Jugend in der Kirche Gehör finden? Nur diese zwei Themen exklusiv? Formuliert Änderungsanträge fordert das Präsidium. Schon tickert in Open Slides: Wie sieht die Meinung und Position der KSJ zu Beschlüssen des Synodalen Weges aus? Da die Bundesleitung im Ausschuss mitbeteiligt ist, sei, wirft das Präsidium ein, „fast ausgeschlossen, mindestens hinreichend unwahrscheinlich, dass der Projektausschuss ein Eigenleben führe.“
„Fortbildungen zur Mitgliedergewinnung“ – Das Antragscafé
Das Meinungsbild nach den ersten Lesungen ergibt hohen Diskussionsbedarf bei fünf Anträgen. Wechseln wir ins „Antragscafé“, wo gerade über Verbandsstärkung debattiert wird. Auf die vielfältigen und dynamischen Gegebenheiten vor Ort müsse die KSJ mit Fortbildungen zur Mitgliedergewinnung reagieren. „Aus den unzähligen Methoden der Mitgliedergewinnung einfach ein paar davon zusammen zu stellen, reicht meiner Meinung nach nicht.“ Deshalb schlägt der Bundesleiter Ozan vor, über das Jahr hinweg, Ideen und Konzepte kennen zu lernen, auszuprobieren und sich darüber auszutauschen.
Im Prinzip sei es ja logisch das wiederkehrende Thema auszulagern, bestätigen die Diskutant*innen, denn Verbandsstärkung auf den letzten Räten hätte präsenter sein können. Das schaffe mehr Konzentration auf Verbandsaufbau. In den Diözesanverbänden selbst ist die Lage der Stadtgruppen an Ganztags- und Halbtagsschulen höchst unterschiedlich oder anderswo gelten vier verschiedene Aufbaukonzepte, angepasst auf die lokalen KSJ-Gruppen. Ein „Riesenfragezeichen“ und die Erkenntnis: Für die Mitgliedergewinnung gibt keine Zauberformel.
Aber wo soll die Fortbildung ansetzen? Jede Diözesanleitung müsse können, „in zwei Minuten die KSJ geil rüber zu bringen“. Andere buddeln tiefer, es gelte an der Mentalität zu arbeiten. „Was wir machen ist gut, und dafür lohnt es sich, neue Leute zu gewinnen.“ Oder herrsche die Meinung, dass der Laden in den nächsten fünf bis zehn Jahren runtergefahren werde. Allgemeiner Konsens: Was die KSJ mache, sei gar nicht so blöd.
Und der zeitliche Rahmen? BDKJ-Ausschüsse hätten Jahre dran geknobelt lästert einer. Die Diskussion wog hin und her. Längerer Auftakt und dann mehrfach kürzere Treffen. Wegen des Aufwandes raten manche von den kürzeren Treffen ab, setzen auf weniger Treffen, die aber länger ausfallen sollen. Schlussendlich bleibt es zumindest beim Antragscafé vier Fortbildungsterminen, davon nach Möglichkeit 1-2 physisch.
„Faire Kleidung, das ist es wert“ – Zweite Lesung & Beschluss
Das Motto der zweiten Lesung: Möglichst bald zu einem Beschluss zu kommen und die Wortbeiträge an Änderungsanträgen zu orientieren. „Wagen wir was Größeres und verheddern wir uns nicht im Kleinklein“, argumentiert ein KSJ’ler bei Frage nach fairer Kleidung.
Aber der Teufel sitzt in Details, wie sich beim Faire Kleidung-Antrag (Screenshot) zeigt. Die Präzisierung, Beschaffung gilt für alle Ebenen, schafft es in den Antrag, die Abschwächung „innerhalb der finanziellen und strukturellen Rahmen“ scheitert. Schreiben wir nur von Kleidung oder erweitern wir den Anspruch auf Textilien wie Geschirrhandtüchern, Festivalbähnchen bis hin zu Zelten? Kleidung ist einfach umzusetzen, ein erster Schritt und damit mehrheitsfähig.
Schritt für Schritt arbeitet sich die Konferenz durch die Änderungsanträge. Dann ist der Textentwurf finalisiert. Der Countdown wird von zehn runtergezählt, dann ist die Abstimmung geschlossen.