„Christ sein heute“ bedeutet für den ND, sich auch mit Erkenntnissen moderner Naturwissenschaften auseinanderzusetzen. Das gilt aber nicht nur für die große Zahl an Mitgliedern, die in naturwissenschaftlichen Berufen arbeitet oder gearbeitet haben, sondern neue Erkenntnisse der Naturwissenschaften gehören immer wieder zu den Themen von Tagungen und Gruppenabenden, speziell in Verbindung mit weltbildlichen und ethischen Fragen.
Christlicher Glaube benötigt in der heutigen säkularen Gesellschaft mehr denn je, auch ein glaubhaft christliches Weltbild. Die historische Erfahrung lehrt, dass Weltbilder sich mit der Zeit ändern und nur in ihrer Zeit verstehbar und glaubwürdig sind. Der Glaube kann daher als komplementäre Deutung heute nur in Einklang mit den Naturwissenschaften überzeugend wirken. Das gilt unter anderem in der Auseinandersetzung mit fundamentalistischen und atheistischen Geisteshaltungen, bei denen es oft um eine angemessene Einschätzung und Kenntnis naturwissenschaftlicher Argumente geht.
Unser Christsein wird heute auch im Umgang mit moderner Technik oft mit naturwissenschaftlichen Fragen konfrontiert, wo unsere christlichen Maßstäbe vor neue Herausforderungen gestellt werden. Neben unstreitig positiven Einflüssen, brachte diese Technik negative Phänomene wie Umweltschäden, High-Tech-Waffen, katastrophale Unfälle und Risiken mit sich. Christliche Leitlinien, wie die Würde der Person, die Ehrfurcht vor dem Leben, Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind in einer oft ziellos auf wirtschaftlichen Gewinn ausgerichteten Zeit wertvoller denn je.
Globalisierung und Digitalisierung führt unweigerlich zu mehr multikulturellem Miteinander und Wettbewerb in Kirche und Gesellschaft, woran traditionelle Religionen und die modernen Naturwissenschaften maßgeblich beteiligt sind. Leider werden die Möglichkeiten zu interdisziplinärer Kooperation und Synergien aber wegen hoher Spezialisierung und mangelndem gegenseitigen Interesse selten genutzt, was Aberglauben, Esoterik und gegenseitige Fehlbewertung fördert.
Der Arbeitskreis „Naturwissenschaft und Glaube“ versucht solche Defizite im gegenseitigen Umgang durch die Konfrontation mit aktuellen Fragen im Grenzbereich der Disziplinen auszugleichen. Von der Entdeckung neuer Teilchen und neuer Welten, vom Einsatz neuer Gentechniken, der Auswertung und Bewältigung der globalen Klimakrise bis hin zur Heilkraft des Glaubens ist alles vertreten.
Arbeitskreis Naturwissenschaft und Glaube
Gerd Weckwerth