„Kirche im Nebel“ – Antrag des Ak Erneuerung im ND-Rat

Der Inhalt dieses Beitrages entspricht der persönlichen Meinung des Autors.

Zur Bestärkung der Reformen auf dem Synodalen Weg hat der Akrbeitskreis „Erneuerung der Kirche“ einen Antrag an den ND-Rat gestellt. Der Rat tagt am Samstagnachmittag mitgliedsöffentlich.

„Kirche im Nebel – Die Eigenverantwortung aller Katholikinnen und Katholiken achten und stärken“ hat Wolfgang Kramer den Antrag überschrieben. Über diesen Entwurf ist beim Verbandskasten im Plenum und in einer Textwerkstatt diskutiert worden.

Der Antragsentwurf:

In den vergangenen Wochen verfestigte sich in der Öffentlichkeit der Eindruck einer „Kirche im Nebel“, die eher Täter- als Opferschutz betreibt. Dies verunmöglicht unser Glaubenszeugnis und den Auftrag der Kirche in der Gesellschaft. Aber es gibt auch Zeichen der Klarheit und der Hoffnung:

  • In der Vollversammlung des Synodalen Weges haben Vertreter*innen der Betroffenen eindrucksvoll mit ihren Zeugnissen die Beratungen inspiriert. Es ist gut, wenn sie dort Sitz und Stimme bekommen.
  • Die bundesweiten Thesenanschläge der Basisbewegung Maria 2.0 machen öffentlich auf die Diskriminierung der Frauen in der Ämterfrage aufmerksam und finden großen Zuspruch.
  • Die Glaubenskongregation untersagt das Segnen homosexueller Paare und trifft auf offenen Widerstand, auch von Bischöfen und Theolog*innen.
  • Das Kölner Zweitgutachten fördert mit präziser Aktenrecherche erneut das eklatante und systemische Versagen der Erzbistumsspitze bei den Missbrauchsskandalen zu Tage. Hier zeigen sich strukturelle Fehler, die auch in anderen Bistümern zu Tage getreten sind und noch deutlich werden.

II.

Die Kontroversen auf dem und rund um den Synodalen Weg haben sich in der letzten Zeit erheblich verschärft. Immer notwendiger und unabweisbarer werden systemische Reformen zur echten Erneuerung der Kirche. Beispielsweise:

  • Engagierte Frauen und Männer in den Gremien der Mitverantwortung werden in die Beratung der anstehenden Fragen einbezogen – nur gemeinsam können Laien und Priester die Erneuerung der Kirche gestalten.
  • Frauen und Männer sollen in der Kirche gleichgestellt sein und Frauen soll der Zugang zu allen kirchlichen Ämtern gewährt werden.
  • Das Leitungshandeln in der Kirche soll transparent und öffentlich nachvollziehbar sein. Klerikalistische Männerbündeleien müssen der Vergangenheit angehören. Laien und Priester, ehrenamtlich wie hauptberuflich engagierte Christen sollen gleichberechtigt Leitungsfunktionen in der Kirche ausüben können.

Partizipation macht stark. Insbesondere an den vorgenannten Punkten werden wir im ND den Synodalen Weg messen. Unser Versprechen von Köln 2019 gilt: Wir sind bereit, uns bei der Entwicklung der Reformen aktiv zu beteiligen und konkrete Schritte vorzuschlagen.

III.

Bereits jetzt ist absehbar, dass es bei der Synodalen Versammlung zu Mehrheitsentscheidungen und Minderheitsvoten kommt. Unsere Erwartung ist, dass mutig wegweisende Reformen beschlossen werden. Wir erinnern an den Grundsatz der Würzburger Synode, dass jedes Veto seitens der Kirchenleitungen detailliert zu begründen war. Nicht nur mit lapidaren Verweisen auf Nichtzuständigkeit der Laien und der „unteren Ebenen“ oder mit lehramtlichen Traditionslinien, sondern vielmehr im Lichte der biblischen Botschaft, auf der Höhe der Theologie und mit Blick auf die Komplexität und Vielfalt der Wirklichkeit.

IV.

Als Grundsatz für die konsequente Verfolgung und Sanktionierung der Missbrauchstäter und die Offenlegung der Verantwortlichkeiten in den Kirchenleitungen muss gelten: Die Perspektive der Betroffenen setzt den Maßstab für das überfällige Aufklärungshandeln und die notwendige Erneuerung der Kirche. 

Deshalb reicht weder eine Bewertung anhand von Akten, noch eine nur kirchen- oder strafrechtliche Beurteilung. Es geht um eine genuin moralische Dimension. Mit dem Wissen von heute über die Systeme der Verantwortungslosigkeit stellt sich die Frage nach persönlichen Konsequenzen und glaubwürdigen Schritten in eine erneuerte Zukunft der Kirche.

Ausdrücklich danken wir allen in Gesellschaft und Kirche, die den Nebel lichten.

Wolfgang Kramer, für den AK Erneuerung der Kirche

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