Leitungswahlen sind – na logo – das Salz in der Suppe jeder Bundeskonferenz. 2020 ist der Top außerordentlich und außergewöhnlich. Nicht weil, die Meinungsbildung und Abstimmung weitgehend digital läuft, sondern weil Ozans zweite Amtszeit ausläuft und Julia früher als Geistliche Bundesleiterin aufhört. Beide Positionen gleichzeitig besetzen zu können, wirft Luxusprobleme auf, die in der Satzung nicht geregelt sind.
Das jesuitische Verständnis, Grundsätze zu regeln und Freiheit in Detailfragen zu haben, bewährt sich. Politische und Geistliche Bundesleitung sollen sich „nicht mit dem gleichen Geschlecht identifizieren“, schreibt die KSJ-Satzung vor. In der „vielleicht etwas ausartenden“ GO-Erklärung erläutert Mona, dass die KSJ ihre Leitungsstellen in der Regel auf ein Geschlecht ausschreibt. Wenn keine Bewerbung vorliegt, dann werde die Kandidatenliste für alle Geschlechter geöffnet. Da keine Leitung bleibt, sind die Stellen offen ausgeschrieben worden.
Gleich fünf Bewerbungen von ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten liegen der Buko vor. Davon kommen vier außerhalb des Verbandes, der sich im Bewegungsmodus befindet und Diversity groß schreibt.
Mit der Zwei-Drittel-Mehrheit in den ersten beiden Wahlgängen ist die Hürde zur Bundesleitung hochgelegt. In drei weiteren Wahlgängen konkurrieren besten beiden in einer Stichwahl um die absolute Mehrheit. Klar, die mit dem Amt verknüpften Erwartungen sind groß, da braucht es einen guten Rückhalt.
Frisch gewählt: Patrycja Reczek und Bekki Schuppert
Ziemlich souverän meistern Patrycja Reczek und Rebekka „Bekki“ Schuppert die Wahl bereits in ersten Wahlgang. Damit hat die KSJ erstmalig eine weibliche Doppelspitze. Ab Februar werden sie die Ämter in der Gabelsberger Straße übernehmen und sind bestimmt beste Nachbarn vom ND.
„Junge Menschen sollen zu Wort kommen“, erklärte Patrycja, „wer noch länger in dieser Welt lebt, hat das Recht diese Welt zu gestalten“. Als Christen haben wir viel Verantwortung in der Hand und gerade die Plattform verknüpfe Positionen und politisches Handeln. An der Biographie spiegelt sich ihr ambivalentes Verhältnis von Nähe und Distanz zur Kirche, aber in Patrycjas Vorstellung spiegelt sich, wieviel Potential in ihrem Glauben steckt.
Der Erstkontakt für „Bekki aus Berlin“ ist 2006 und es folgte „eine klassische Jugendverbandskarriere“: Wachstum der Berliner KSJ, den Verschmelzungsprozess, Gender- und Partizipationsausschuss. Derzeitig arbeitet die Sozialarbeiterin beim BDKJ Berlin als Referentin für Sexualpädagogik. Eine „volles Spannungsfeld“ erlebe sie zwischen der Präventionsarbeit, wo sich sehr viel getan habe, und des Aufarbeitung des Missbrauchsskandal, wo wie in Köln gerade live Vertuschung passiere. Bekki will die verbandseigenen Stärken entlang der Plattformthesen profilieren.
Eine ausführliche Vorstellung von den beiden folgt