Advent: Zeit der neugierigen Fragen

Der Inhalt dieses Beitrages entspricht der persönlichen Meinung des Autors.

Dieser Tage ist mir ein Spruch von Erich Kästner in die Hände gefallen: „Die Fragen sind es, aus denen das, was bleibt, entsteht. Denkt an die Frage jenes Kindes: Was macht der Wind, wenn er nicht weht?“ Klar gibt es so etwas wie Windstille. Wer segelt, kennt Flauten und hofft und freut sich darauf, dass sich die Segel wieder füllen.

Manche Fragen drängen sich auf und passen in die Zeit. Wie wird dies Jahr der Tannenbaum geschmückt?  Kerzen oder LED-Ketten? Den Christstollen mit Quark- oder doch lieber mit Hefeteig? Welches Geschenk passt für wen? Dies ist fraglos noch die leichtere Kategorie.

Andere Fragen bohren tiefer. Wie gelingt Weihnachten unter Einhaltung der nötigen Abstandsgebote, ohne dass die Gefährdeten vereinsamen? Wie gewinnen wir als Kirche wieder an Glaubwürdigkeit? Wie werden wir den Betroffenen des Missbrauchs gerecht? Braucht es zur Aufklärung der Missbrauchsskandale nicht eine moralische Haltung statt dieser juristischen Winkelzüge um Gutachten?

Mit Blick auf den Bund, dessen Bundesfest wir heute feiern, stellen sich auch Fragen. Wie kommen wir mit diesem Virus klar und können uns schützen? Wie halten wir Balance, die notwendige soziale Distanz zu wahren und gleichzeitig aber die persönliche Verbundenheit zu neu kultivieren? Was machen wir, wenn die digitale Lagerfeuer nicht wärmen? Die beste Antwort lautet wahrscheinlich: Einfach machen. Initiative entwickeln. Neue Wege wagen, ohne die alten Pfade zu verlassen.

Wer fragt, gibt sich nicht zufrieden mit schnellen Antworten oder der Replik „haben wir immer schon so gemacht!“ oder dem Abwiegelungsklassiker „Das macht man so“. Wer nach Antworten sucht, glaubt, dass sich noch etwas am eigenen Leben verändern und am Lauf der Welt verbessern lässt. Wie die Vorfreude gehört Fragen zum Advent, weil die Tage voller Erwartungen stecken, zur Umkehr auffordern und auf Verheißung zielen. „Hartes, nüchternes, bohrendes Fragen ist schon ein Akt der Frömmigkeit“, hat Theologe Karl Rahner festgestellt. Wer nach Gott fragt, der sucht und wartet.

Welches Gottesbild beschäftigt mich?  Das Kind, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt oder Gottvater, gern karikiert als alter Mann mit Rauschebart? Aus der Katholischen Studierenden Jugend (KSJ) kommt der Vorschlag, von Gott* zu sprechen. Die Gottesfrage tauchte plötzlich bei den Diskussionen über ihr Selbstverständnis als suchende junge Christinnen und Christen auf.

„Unser Gottes*bild“, formulieren die KSJ’lerInnen in ihrem Grundsatzprogramm, „ist geprägt von einem nach Freundschaft und Beziehung mit jeder einzelnen Person suchenden Gott*. Ein Gott*, der uns unseren Einsatz für eine gerechtere und menschenwürdigere Welt im Lebensideal Jesu aufträgt und der uns die Kraft hierfür gibt.

Das Sternchen soll, „bewusst irritieren und herausfordern, damit ein männlich geprägtes Gottes*bild in unseren Köpfen aufgebrochen wird. Wir wollen das Denken über Gott* weiten, damit mehr Menschen Zugang zu einer umfassenderen Beziehung zu Gott* erreichen können.“

Kurz nachgefragt: Stört das *?  Und wie verhält es sich jetzt mit dem (Nicht)Windhauch?

Spannende Fragen, aber auch tragfähige Antworten wünschen wir Euch.

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