Nach dem Faktencheck – Würzburger Turnhalle wird zum World-Café

Der Inhalt dieses Beitrages entspricht der persönlichen Meinung des Autors.

Bericht von der Veranstaltung zum ND-Entwicklungsprozess auf dem ND-Kongress in Würzburg am 21. April 2017

von Beate Johlen-Budnik

Bewegung ist gesund – erst recht im Alter. Vielleicht dachte sich dies auch die Steuerungsgruppe des ND-Entwicklungsprozesses, als sie in die Turnhalle des St. Ursula Gymnasiums in Würzburg einlud und dort ein World-Café veranstaltete.

Zunächst präsentierten Lea Winterscheidt und Franz Nawrath einen peniblen „Gesundheitscheck“. Zahlen und Fakten, welche durch die Steuerungsgruppe vorab aufbereitet wurden, klärten über den Zustand des Verbandes auf. Zum Teil Bekanntes machte Vermutung zur Gewissheit, manche Tatsache mahnte zur Aktivität. Dann kam die Turnhalle in Bewegung, anhand von zahlreichen Diskussionskreisen wurde in drei wechselnden Runden nach der Methode World-Café diskutiert. Von den Teilnehmern waren die best ager’s, silver ager’s und gold ager’s auffällig stark vertreten, die Gruppe der unter 20-Jährigen mit zwei Personen in meiner Wahrnehmung eher unterrepräsentiert. Um die verschiedenen Sichtweisen auf den Verband kennen zu lernen, blieb ich als relativer ND-Kongress-Neuling am Platz und bot mich als Gastgeberin für die jeweils wechselnde Diskussionsgruppe an.

Erste Runde: Zielgruppen

In der ersten Diskussionsrunde rückten wir im Stuhlkreis mit fünf Personen zusammen und diskutierten nach einer längeren Vorstellungsrunde angeregt anhand der Thesen der Steuerungsgruppe über die Aufnahmefähigkeit von Ortsgruppen. Sind Gruppen mit Mitgliedern der Altersklasse 70 bis 90 noch bereit und überhaupt fähig Jüngere anzusprechen und zu integrieren? Die Ordnung „der letzten Dinge“ und Glaubensfragen zum Leben nach dem Tod stehen in dieser Gruppe stärker im Mittelpunkt. Welche Bedürfnisse hat die viel umworbene Gruppe des 35 bis 50 jährigen? Finden sie bei den heute üblichen zahlreichen Orts- und Wohnungswechsel im Verband überhaupt Ansprechpartner mit gleichen Lebensthemen in Familie und Beruf? Ist dies durch verbesserte Werbung in Pfarreien oder anderen öffentlichen Häusern in kirchlicher Trägerschaft und durch ein regelmäßig aktualisiertes Mitgliederverzeichnis überhaupt zu gewährleisten? Sollte der Verband Angebote und Formate entwickeln, die in Ganztagsschule oder (Sport-)Verein Jugendliche neu begeistern könnten? Urbanität und Mobilität wurde von der Tischrunde generationsübergreifend fast als gegeben vorausgesetzt. Ortgruppen und ihre Probleme im ländlichen Raum wurden nicht thematisiert.

Mir fiel auf, dass in dieser Runde nach anfänglicher Skepsis erstmals überhaupt offen Verständnis für die unterschiedlichen Lebensalter und die damit verbundenen Erwartungen an die Erlebnisse mit einer Gruppe geäußert wurde. Die freundschaftliche Verbundenheit untereinander wurde als Markenzeichen einer gut funktionierenden Gruppe gesehen.

Zweite Runde: Inhalte

In der zweiten Runde diskutierte die Disissionsgruppe an meinem Tisch heftig über den Gedanken des ND als Elite-Verband. Der Begriff der Elite wurde von einigen der Altersstufe 40 bis 50 als ausgrenzend empfunden, die Älteren hatten jedoch nicht so große Berührungsängste damit. Der Verband wurde von beiden Altersgruppen als „Sammelbecken“ für höher akademisch Ausgezeichnete oder besondere Leistungsträger der Gesellschaft empfunden. Die Älteren erfüllte dies mit Stolz, die Jüngeren sahen dies zum Teil problematischer. Menschen, die sich für eine solidarische und gerechte Gesellschaft einsetzen wollten, jedoch nicht kirchlich gebunden seien oder aus der Masse besonders auffielen, würden sich nach Ansicht der Jüngeren möglicherweise vom ND gar nicht angesprochen fühlen. Die Jüngeren stellten die Frage, ob nicht jedes Charisma für den Verband von Wert sei? Die Älteren empfanden eine Zielgruppe ohne kirchliche Bindung oder Grundverständnis für den Glauben generell als unattraktiv für den Verband.

Dritte Runde: Format von Veranstaltungen

Die Frage der Ineffektivität von Angeboten des Verbandes nahm in meiner dritten Runde eine Menge Zeit in Anspruch. Es kam Verwirrung auf, da untereinander nicht zu klären war, woran man die Ineffektivität von Angeboten des Verbandes misst: an schrumpfenden Mitgliederzahlen oder mangelnder Durchsetzungskraft in Presse, Gesellschaft und Öffentlichkeit oder an enttäuschten Erwartungen einzelner Angebotsnutzer? Gerade die älteren Teilnehmer sahen eine Verantwortung des einzelnen ND-Mitgliedes für die Gesellschaft als wesentliche Aufgabe des ND. Die Quantität der Mitgliederzahlen wurde dabei nicht als bedrohlich thematisiert. Die Älteren setzten eher auf die Vorbildlichkeit und Qualität der einzelnen Führungspersönlichkeit als Christ.

Mein Resümee

Mit der Veranstaltung der Steuerungsgruppe des ND-Entwicklungsprozesses blieb der eigene Kreislauf in Schwung. Die Stimmung hob sich durch das generationsübergreifende Kennenlernen und trug mich noch weiter durch die letzten Tage des Kongresses in Würzburg. Die Durchblutung hat sich in der Würzburger Turnhalle deutlich verbessert. Die Hoffnung bleibt, dass sich diese Vitalität auch auf ein verständiges Miteinander, meine eigene Gelassenheit gegenüber dem Alter und die Aufnahmebereitschaft des Verbandes auswirkt.

 

Die Thesen zum Worldcafé

Teilnehmerzahl: ca. 320

Runde 1: Zielgruppen

  • Der ND wird sich in Zukunft auf die Zielgruppe der 35 bis 50jährigen konzentrieren.
  • Der ND setzt alle Anstrengungen auf den Aufbau von Jugendarbeit und die Zusammenarbeit mit den Jugendorganisationen.
  • Der ND wird eine Konzentration auf urban geprägte Regionen vornehmen.

Runde 2: Inhalte

  • Der ND der Zukunft lebt mehr denn je von Freundeskreisen, Gleichgesinnten und vertraulichen Kontakten.
  • Die gemeinsame spiritueller Erfahrung und der Austausch in Glaubensfragen der Bundesgeschwister bekommt besonderes Gewicht.
  • Der ND ist ein Verband für christliche Intellektuelle und eine christliche Elite.
  • Die Zukunft des ND hängt von einer überzeugenden Marketingstrategie ab, indem Mitglieder offensiv Mitglieder werben.
  • Die Bildungsarbeit ist der zentrale Auftrag des ND.
  • Der ND versteht sich als Teil von Kirche in Form einer Personalgemeinde.

Runde 3: Formate von Veranstaltungen

  • Der ND wird sich von traditionellen, bisher bewährten, jedoch ineffektiven Verbandsfeldern verabschieden.
  • Eine Konzentration auf familial geprägte Veranstaltungen, Angebote und Versammlungsformen wird favorisiert.
  • Die Angebote des ND sind weniger akademische Bildungsveranstaltungen als vielmehr Orte der Begegnung.
  • Der ND braucht eine handlungsfähige Struktur, bei der z.B. AKs auf ihre Ziele und Aufträge hin überprüft werden.

 

 

 

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