„Beauftragt und gesandt“ – Diethard Zils feiert 60jähriges Jubiläum seiner Priesterweihe.

Der Inhalt dieses Beitrages entspricht der persönlichen Meinung des Autors.

„Beauftragt und gesandt“ –  Diethard Zils feiert 60jähriges Jubiläum seiner Priesterweihe.

Einige Stichworte mögen genügen, um den vielfältigen Lebensweg von Diethard Zils OP anzudeuten. Als Dominikaner war er in Brüssel, dem Herzen Europas ebenso aktiv, wie in den postsowjetischen Ländern Bosnien und Lettland. Polen, Ukraine und Russland sind ihm ebenso vertraut wie das katholische Rheinland zwischen Düsseldorf und Mainz. Nicht nur zahlreiche Gotteslob-Lieder geben Zeugnis von seiner fröhlichen Musikalität. Er ist ein Sprachen- und Verständigungstalent.

In vielfältiger Weise hat Diethard den Bund geprägt. Beim der KSJ-Plattform war er ein inspirierender KSJ-Bundeskaplan. Im  Männerring hat er sich um den Ak Osteuropa gekümmert, die ND-Werkwochen in Münster begleitet und beim digitalen AufbruchsKongress mit uns den liturgischen Ausklang in der Chagall-Kirche St. Stephan gefeiert.

Gestern feierte Diethard in der Mainzer Dominikanerkirche St. Bonifaz das sechzigjährige Jubiläium seiner Priesterweihe, das er unter dieses Leitwort gestellt hat: „Beauftragt und gesandt, das Durchscheinen Gottes in allen Verhältnissen wahrzunehmen, und Gottes Menschenvolk diesen ermutigenden Zugang zu dieser Erfahrung zu öffnen.“ Die Sehnsucht nach Frieden durchzog den Gottesdienst, angesichts der kriegerischen Situation in der (Ost)Ukraine und der russischen Invasion.

Viele Segenswünsche und Erinnerungen von Bundesgeschwistern spiegelten sich in dem „gemeinsamen Lebensweg“, den Ute Stachelhaus-Theimer um das Taufbecken herum gestaltet hatte. Zur Hommage steuerten Ottmar John und Joe Menze die folgenden Briefe bei.

Das Fest unserer Befreiung

Von Ottmar John

Lieber Diethard,

erinnerst Du Dich an die Zeit als wir über die „Plattform“  stritten? Plattform, das war ja das Selbstverständnispapier der KSJ, in dem der tiefe Satz unseres Glaubens steht: „Herrschaft Gottes ist alternativ zu jeder menschlichen Herrschaft.“ Und in der steht, dass wir auf diesen Gott hoffen, der im Tiefenstrom der Religionsgeschichte immer wieder durch Wort und Tat bezeugt worden ist. Im Streit um jede Zeile der Plattform ist uns aufgegangen, dass wir von diesem Gott nur aufrichtig reden können, wenn wir selbst Hand anlegen – gegen jede Herrschaft, die Menschen ihrer Würde beraubt und die Zukunft der Menschheit bedroht.

Erinnerst Du Dich an die Zeit, in der wir eine neue Sprache fanden, unsere Hoffnung zu feiern? Und neue Lieder sangen und neue Worte fanden, den zu loben und zu preisen, der uns durch sein Leben und Sterben, seinen Tod und Auferstehung fest versprochen hat, dass seine Herrschaft schon jetzt beginnt – wenn wir nur wollen, wenn wir anfangen, wenn wir uns auf den Weg machen.

Erinnerst Du Dich an die Zeit, in der wir das Fest unserer Befreiung feierten. Und beim Feiern inne wurden, dass auch wir gemeint sind mit der Verheißung der Befreiung – aus dem Irrtum, dass man sein Glück auf Kosten andere finden könne, aus den tödlichen Gewohnheiten des Immer-weiter-so, aus der Schuld der Ignoranz gegenüber der Zukunft der Menschheit.

Für diese Erinnerungen nicht weniger warst Du, lieber Diethard, ein wichtiger Impulsgeber mit Deiner Phantasie, die sich im Blick auf das Unrecht in der Welt entzündete, mit Deiner Kreativität, die der Zuneigung zu den Menschen entsprang, mit Deiner Überzeugungskraft, die sich aus Deinem tiefen Gottvertrauen speiste.

Diese Erinnerungen wirken. Was wir damals mit Dir als jungem Pater erlebten, ist nicht vorbei, nicht in die Vergangenheit entsorgt, kein Opfer der Furie des Verschwindens geworden. Viele von uns haben den Geist des Aufbruchs aus Plattformzeiten bewahrt. Immer wieder begegne ich Menschen, die nicht nachlassen, für die Herrschaft Gottes einzustehen – auch wenn wir heute einsehen müssen, dass der Weg dorthin mühseliger ist als es damals schien. Denn unsere Hoffnung und Zuversicht resigniert nicht vor den immer größeren Herausforderungen, sondern befähigt uns, sie realistisch einzuschätzen und Niederlagen zu ertragen.

In diesem Geist bleiben wir verbunden.

Ottmar

Weil da noch ein kleiner Funke Hoffnung ist.

Von Joe Menze.

Lieber Diethard,

diese Kneipe würde Dir sicher gefallen. Rot-orange Wände mit Kunstinstallationen, „Per aspera ad astra“ plus Hirschgeweih, über dem Ausgang ein schwarzweißer Karl Marx mit dem Songtitel drunter: „How much is the fish?“ Ein Treffpunkt für zeitgenössische Literaten und Poetry-Slammer*innen. Morgen gibt es ein Musikquiz und es spielt ein „Gitarrengott“. Und natürlich: Das Astra-Bier und andere außerordentliche Sorten sind bekömmlich. Sollte es Dich nach Paderborn verschlagen, die Einladung in mein erweitertes Wohnzimmer steht: „SPUTNIK“, Imadstr.7.

Dort könnten wir über die ernste Lage auf unserem quietschenden Planenten reden. Wie kann Putin die Volksrepubliken Donezk und Luhansk anerkennen? Weil er, ganz simpel, es kann? Weil seit Trump (als Spitze des Eisberges von diktatorischen Ego-Shootern) das sorgsam geknüpfte Netz des Multilateralismus nicht gepflegt, sondern willentlich zerfetzt wurde? Die alten Kriegsgespenster sind zurück und erschreckend wirklichkeitstreu. Dich als fast unermüdlichen Friedensbotschafter und weitgereisten Europaversteher kann ich fragen: Was ist los auf unserem alten Kontinent? Können wir das Klima noch retten?

Auf der Zugfahrt zum Weihejubiläum touchiere ich gleich den Kölner Dom. Was für närrische Zeiten! Säuberlich sind die Einladung an Lebenskünsterler:innen zum Aschermittwoch Gottesdienst und samt Empfang gedruckt & verschickt, aber der Kardinal scheut die Gläubigen und sich rapide leerende Kirchenbänke. Er frönte schon länger den Machtgelüsten. Verdient dieser Mensch, wenn wir uns an Barmherzigkeit erinnern, nicht auch eine zweite Chance? Eine siebenmalsiebzigste Chance? Oder hat er sie, spätestens mit dem Gutachten-Tödder, nicht schon längst verwirkt? Ich bin mir nicht sicher, ob es sich noch lohnt, darüber zu reden? Wenden wir uns lieber Gott* zu.

Aber Deine Meinung interessiert mich. Weil da noch ein kleiner Funke Hoffnung ist.

Lieber Diethard, in dieser verrückten Welt bist Du für mich mit Deiner glaubwürdigen & solidarischen, demokratischen & uneigennützigen Haltung ein Ankerpunkt, ja ein Leuchtturm mit Deiner Musikalität und Sprachtalenten. Whow, was für ein inspirierender Lebensweg. Es ist immer ein grandioses, viel zu seltenes Vergnügen, Dich zu treffen.

Jetzt könnte ich auf eine sentimental journey gehen und von bewegten KSJ-Zeiten schwärmen: Nächtelange Kontroversen um eine ‚linksgrün-versiffte‘ Plattform auf den Fundamenten, die Du mit gelegt hast, Quartern um halb fünf in der Früh auf der Marienburg, unglaublich harmonische Beatmessen in der Johannes-Kirche mit Ruhama, das Köpfe-Zusammenstecken auf der Werkwoche in Münster oder den Glanz des göttlichen Bogens in den Wolken in St. Stephan zum liturgischen Ausklang des digitalen Kongresses.

Deine Erlebnisse und Erfahrungen öffnen den Blick ins Weite, auf bessere Zeiten, die schon angefangen hatten zu reifen. Egal, ob Du von dominikanischen Glaubensmissionen in Brüssel oder Osteuropa erzähltest oder davon, dass selbstverständlich zuerst die KSJ’ler*innen auf Bundeskonferenz ihre Wahl trafen, bevor die Bischofskonferenz gefragt wurde, oder dem ND-Wanderstammtisch zu Mainz. Wie gut, dass Du letztens dem Tod von der Schippe gesprungen bist.

An dieser Stelle darf ich einmal Josef Kröger zitieren, der immer von „Posaunenengeln Gottes“ redete. So einer bist Du – zumindest in meinen Augen. Der Vorteil: Handfest hier auf Erden. Theolog:innen würden wohl von prophetischen Missionen sprechen. Ich bin überzeugt, dass unsere Welt & Zeit, jener Teil jedenfalls, der halbwegs bei Sinnen ist, danach dürstet.

Ach ja, ich soll Dich von diversen Weggefährten & Weggenossinnen herzlich grüßen. Auch von Adda Schade, dem Wirt des ‚Sputnik‘. Als wir gestern Abend auf Kneipenseelsorge zu sprechen kamen, meinte der Kollege des Thekengeschehens: Zuhören und Mitfühlen sei eine unverzichtbare Qualität. Und zwischendurch im Miteinander ein Bier zischen. Oder eine Brause von einer lokalen Brauerei.

Ad multos Annos!

Joe

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