Wer glaubt, die Fridays for Future-Bewegung sei nur eine Modeerscheinung, der irrt gewaltig. Wir leben zwar in einem reichen Land mit demokratischen Strukturen, dennoch stehen wir vor sehr großen Veränderungen und Herausforderungen. Der Klimawandel ist da, trotz aller Leugnungen. Die Generation der Babyboomer (1946 bis 1964 geboren) trägt aktuell die Verantwortung in Deutschland und muss sich Fragen jüngerer Generationen gefallen lassen, ob sie denn genug für den Klimaschutz und eine lebenswerte Zukunft auf diesem Planeten tut. Sich darauf zu verlassen, dass zukünftige technische Entwicklungen heute verursachte Probleme besser zu lösen vermag, wäre kaum verantwortbar.
Im April 2019 unterschrieben über 28.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Stellungnahme Scientists for Future. Die Wissenschaftler bringen damit ihre Solidarität mit den freitags streikenden Schülern zum Ausdruck. Sie betonen, dass die derzeitigen Maßnahmen zum Klimaschutz aber auch zum Meeres- und Bodenschutz nicht hinreichend sind. Sie fordern, dass die Verbrennung von Kohle 2030 vollständig beendet sein soll und die von Erdöl und Erdgas reduziert wird. Ziel soll sein, diese durch klimaneutrale Energieträger zu ersetzen. Die Politik wird aufgefordert, klimaschädigendes Handeln finanziell unattraktiv zu machen. Der Streit um einen angemessenen CO2-Preis macht eine enge Verzahnung mit sozialen und ökono-mischen Fragen deutlich. Wer SUV fährt, sich Flüge oder Kreuzfahrten leisten kann, lässt sich auch oft nicht von hohen CO2-Preisen abhalten, die aber von ärmeren Menschen oder auch von Regionen mit bisher CO2-intesiven Industrien, speziell in Umstellungsphasen, kaum mehr gezahlt werden können.
Angesichts der dazu nötigen Hilfe und Förderung sind Versprechungen die erhöhten CO2-Kosten vollständig an die Bevölkerung zurückzuzahlen unabhängig sehr ungleicher Klimalasten eher in Frage zu stellen. Ein Hauptziel der Klimaschutz-Anstrengungen sollte eine baldige Klimaneutralität möglichst aller Aktivitäten vom Einzelnen bis zur Ebene der Staaten sein. Je eher die Menschheit das erreicht, desto geringer bleibt der Temperaturnstieg wie auch die bis dahin bereits verursachte Schäden.
Auch auf unseren jährlichen bundesweiten Veranstaltungen versuchen wir CO2-neutral zu sein und setzen den Klimawandel und seine Folgen immer wieder auf die Agenda. Wichtig ist uns, dass die dazu benötigten Ausgleichsmaßnahmen, wie Aufforstungen oder Finanzierung CO2-vermeidender Projekte nach bestem Wissen und Gewissen dem Klimaschutz zugutekommen. Wir sagen nicht, dass die Politik oder die Wirtschaft erst glaubwürdig vorangehen muss. Nein, wir fangen bei uns selbst an. Denn wir wissen, dass wir uns vor unseren Kindern und Enkelkindern uns nicht damit rechtfertigen können, dass wir die Entwicklungen nicht voraussehen konnten.